Traumatisierte Kinder und Jugendliche, die innerfamiliäre Gewalt, Verwahrlosung und/oder Missbrauch häufig über einen längeren Zeitraum erlebt haben, entwickeln in der Regel eine massive Bindungsstörung. Ihr zentrales Gefühl ist die Hilflosigkeit begleitet von Scham und Schuld. Das Vertrauen in sich selbst und in andere Personen ist tief erschüttert.
Wir bieten den Kindern und Jugendlichen angemessene Unterstützung bei der Regulierung von Nähe und Distanz und setzen deutliche, Sicherheit gebende Grenzen und Strukturen im pädagogischen Alltag. Das eigene Zimmer wird als sicherer Ort des Rückzugs eingerichtet, wo auch Entspannung und Schutz erlebt werden kann. Wir vermitteln sensorische Erfahrungen zur Verbesserung der Selbst- und Körperwahrnehmung sowie Angebote zur Bewältigung belastender Gefühle und Körperempfindungen, die die besondere Situation des einzelnen Kindes berücksichtigen.
In der therapeutischen Arbeit steht die Stabilisierung der Betroffenen im Mittelpunkt. Wir stärken durch imaginative Techniken wie zum Beispiel Übungen zum sicheren Ort und durch die Veränderungen von negativen Gedanken, die mit Schuld und Hilflosigkeit einhergehen, das Vertrauen in die eigene Kraft und Kompetenz. Anstelle von selbstverletzenden und selbstschädigenden Verhaltensweisen werden hilfreiche Alternativen erarbeitet, die zum Abbau von Anspannungen und überwältigenden Gefühlen führen. So kann allmählich die Eigensteuerung wieder verbessert und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit erlebt werden.
Wenn die Stabilisierung ausreichend aufgebaut und der Schutz vor einem Täterkontakt sichergestellt ist, kann die Phase der Traumabearbeitung beginnen. Das dosierte und strukturierte Wiedererleben zentraler Aspekte des Traumas durch unterschiedliche auf die betreffende Person zugeschnittene Methoden, wie zum Beispiel EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) oder STI (Strukturierte Trauma-Intervention) nach Dorothea Weinberg, führt zur allmählichen Verarbeitung der Erlebnisse. Im Verlauf des therapeutischen Prozesses tritt eine Veränderung der Bewertung der Situation und der eigenen Rolle ein. Das Kind/der Jugendliche entwickelt wieder mehr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und erlebt sich nicht mehr nur als ein passives Opfer.
In der sich daran anschließenden Integrationsphase werden Vorstellungen über sich selbst, die eigene Rolle im Kontakt mit anderen, in der Schule, in der Familie und im Alltag gefestigt.